Agrartreibstoffe

Auch ich habe anfangs die Hoffnung gehabt, dass Agrartreibstoffe einen Baustein zur nachhaltigen Sicherung unserer Energieversorgung leisten könnten. Bei näherer Betrachtung der Fakten erweist sich diese Hoffnung aber leider als trügerische Illusion.

 

Effizienz

 

In Rapsöl sind nur ca. 0,4% der über die Zeit eingestrahlten Sonnenenergie gespeichert, in der gesamten Biomasse einer Fläche nur ca 1%, worauf auch der deutsche Nobelpreisträger Prof. Hartmut Michel hinweist. Zudem muss noch eine erhebliche Menge an Energie (derzeit meist aus fossilen Quellen) in Form von Maschinentreibstoff, Düngemittel etc. aufgewendet werden. Da es durch die Landwirtschaft auch zu verstärkten Emissionen von, im Vergleich zu CO2, hochpotenten Treibhausgasen wie z. B. Lachgas und Methan kommt, ist die Klimabilanz von Agrartreibstoffen insgesamt negativ!

Verglichen damit liegt bereits die Effizienz der derzeitigen, technisch nicht ausgereiften Photovoltaikzellen um ein Vielfaches darüber.

Praktisch bedeutet dies, dass zur Erzeugung der derzeit gesetzlich angestrebten Beimischung von Agrartreibstoffen die landwirtschaftliche Fläche in Deutschland mehr als verdoppelt werden müsste. Für den gesamten Verbrauch an Kraftstoff in Deutschland würde die ganze Fläche der Bundesrepublik nicht aureichen.

Welche Probleme sich durch den Import von Agrarenergie ergeben, werde ich im weiteren ausführen.

 

Weltweite ökologische und soziale Folgen

 

Agrartreibstoffe werden schon heute in großen Mengen aus Schwellenländern im Tropengürtel wie Indonesien und Brasilien importiert. Bereits hierfür wurden Millionen Hektar Regenwaldflächen gerodet, die Kleinbauern illegal enteignet und die Lebensräume indigener Völker zerstört, ohne dass diese einen Ausgleich hierfür erhalten hätten. Zudem ist der Lebensstandard der Bevölkerung wegen steigender Lebensmittelpreise gesunken; die Produktion von Agrotreibstoff ist in diesen Ländern rentabler als die Produktion von Nahrungsmitteln.

Diese Entwicklung würde selbstverständlich durch eine verstärkte Nutzung von Agrartreibstoffen noch gefördert.

Öko-Zertifikate für den Anbau von Energiepflanzen scheinen keine Lösung zu sein: zum einen handelt es sich immer noch um gerodete Regenwaldflächen, die zudem für die Nahrungsmittelproduktion nicht zur Verfügung stehen, zum anderen ist wegen der zu geringen Effizienz nicht mit damit zu rechnen, dass diese Produktion wirtschaftlich wird.

Insbesondere in Indonesien sind große Mengen an Kohlenstoff in Form mächtiger Torfschichten in den Regenwäldern gespeichert. Nach der Rodung werden diese Mengen in Form von Kohlendioxid oder Methan freigesetzt, wodurch sich die Klimabilanz von Agrartreibstoff noch weiter verschlechtert. Wegen dieser Praxis zählt Indonesien bereits heute zu den größten Klimagasemittenten.

 

Welche politischen Forderungen ergeben sich hieraus?

 

Aus dem oben ausgeführten ergibt sich, dass die Nutzunug von Agrarprodukten als Ersatz für fossile Energieträger weder umwelt- noch sozialpolitisch nachhaltig ist und von der Poltik dewegen nicht gefördert werden darf. Folgende Forderungen stelle ich deswegen zur Diskussion:

 

  1. Der Anbau von Pflanzen als Energieträger darf nicht staatlich gefördert werden.

  2. Die Beimischungsquote von Agrartreibstoffen muss auf 0% reduziert werden.

  3. Die Verwendung von Agrartreibstoffen (Biodiesel, Bioethanol) muss generell unterbunden werden.

  4. Lediglich anfallende, unverwertbare Reste aus der landwirtschaftlichen Produktion sollen im lokalen Maßstab zur Energiegewinnung verwendet werden.

 

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